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Stadtstaat Hongkong:

Erster Zwischenstopp auf der Tour nach Neuseeland war Hongkong. Mit dem dazugehörigen Bericht beginne ich am besten in Frankfurt.

Da an selbigem Tag, es war Donnerstag der 29.Januar 2004, zum ersten Mal auch im Rhein-Main-Gebiet Schnee zu vermelden war, ging es etwas eher los, allerdings völlig ohne Verkehrsstörungen, sodass ich über 3 Stunden vor Departure-Time am Flughafen war. Freundlicherweise begleitet von meinen Eltern (Danke!) :-). Also erstmal Check-In und abwarten um wieviel sich denn nun der Flug verspäten wird. Denn der Fliegerei hat der Schnee arg zugesetzt. Es wurden letztendlich über 2 Stunden Verspätung, was leider etwas zuviel war, um den Anschlussflug nach Hongkong (ab sofort HKG) in London-Heathrow zu bekommen. Und was passiert, wenn man zu knapp in Heathrow dran ist, habe ich vor 2 Jahren erlebt: Unser Gepäck kam mit 3 Tagen Verspätung in NYC an.

So what, eine Entscheidung musste her. Die fiel nicht einfach, denn jede neue Anfrage bei einem der BA-Angestellten brachte ein anderes Ergebnis. Der eine favorisiert den Flug über London, denn ich würde das schon noch schaffen. Der andere sucht eine Umleitung über Bangkok oder Tokio, findet aber keinen Platz. Der nächste zögert noch immer und will die neuesten Informationen zum Flug abwarten und wiederum der nächste vertröstet einen gleich auf den nächsten Tag. Da gibt es dann einen Direktflug am Nachmittag. Irgendwann musste ich zum Gate, also Verabschiedung und die Hoffnung, dass ich schon irgendwie in London weiterkomme. Am Gate angekommen eine letzte Nachfrage meinerseits, welche plötzlich Klarheit brachte: Über London hat keinen Sinn, der Flug wird sich noch leicht verzögern, der Anschluss ist aber definitiv nicht zu schaffen.
Also Kommando zurück und wieder zu einem der freundlichen BA-Mitarbeiter. Blieb die Buchung für den Direktflug am nächsten Tag, ging aber irgendwie auf einmal nicht mehr. Sein nächster Versuch war, den schon vorher zur Wahl stehenden Flug über Bangkok noch einmal rauszusuchen, und plötzlich war doch ein Platz frei. Ich verstehe bis heute nicht wie ein derartiges Buchungssystem funktioniert, ich hatte jedenfalls auf einmal umgehend doch noch einen Flug an dem Abend. Das musste dann auch ganz schnell gehen, denn bis Abflug war keine Stunde mehr und mein Gepäck musste ja erst von dem anderen Flug wieder ausgeladen werden. Somit noch etwas bei der Gepäckausgabe gewartet und auf meinen Rucksack gehofft, bis der nette BA-Mensch sagte ich solle zum Gate, sonst passt das auch nicht mehr. Gepäck wird schon klappen, er kümmert sich darum. Da war ich mir schon relativ sicher, dass es dann eben wieder später kommen würde. Nochmaliger Check-In, jetzt bei Lufthansa und ohne Gepäck, sowie nochmaliger Abschied. Gleichzeitig der Auftrag an meine Eltern nach dem Gepäck zu schauen, denn es war doch leicht chaotisch zugegangen. Irgendwann saß ich im Flieger nach Bangkok (B747-400) und kurz zuvor wurde mir versichert, dass das mit dem Gepäck klappt. Ich muss nur bei Ankunft in HKG bescheid geben, damit es ins Hotel geliefert wird. Und tatsächlich, es kam einen Tag nach mir ohne weitere Probleme im Hotel an. Das hat mir die Schlepperei in diesem Fall erspart und eigentlich könnte man diesen Service viel öfter gebrauchen.

Eine Reihe hinter mir saßen auf diesem Flug 2 etwas prolligere Typen, wahrscheinlich aus Dänemark oder sonst irgend etwas skandinavisches (es waren definitiv keine Käseesser, klang einfach nur nordisch), und diese Herrschaften haben tatsächlich genau 9 Stunden ihre Klappe nicht gehalten. Nun kenne ich das zwar von mir selbst und entschuldige mich hiermit auch ausführlich bei allen, denen ich immer ein Ohr abkaue, aber ich hoffe dass es nicht derart penetrant ist, wie es diese 2 Herren für mich waren. Obwohl ich in den 9 Stunden Flugzeit nicht identifizieren konnte was das für 'ne Sprache ist, ich habe sie gehasst. Vermutlich viele andere mit mir ebenso. Die normalerweise auf jedem Flug obligatorischen schreienden Kinder hören wenigsten nach dem Start meist irgendwann auf zu nerven, aber solche Leute eben leider nicht. Musste ich noch schnell loswerden :-).

Nach Umsteigen in Bangkok, Ankunft in HKG und Fahrt mit dem Bus zum Hotel (normaler Linienbus wie im Reiseführer empfohlen und wirklich lohnenswert - zum Thema Bus dann später noch etwas mehr). Oder besser Hostel, denn alles andere ist unbezahlbar. Das Hostel war dann auch entsprechend günstig eingerichtet, aber das krasseste war, wie eng es dort überall zugeht. Ungefähr Wohnmobilgröße und ohne Fenster, dafür mit eigener Dusche (mit 5-Minuten Warmwasserspeicher). Nach zwei Tagen gab es dann ein etwas größeres Zimmer mit Fenster und ohne eigene Dusche und WC, fand ich wesentlich angenehmer. Hat wohlgemerkt trotz guten Wechselkurses jeweils über 20 Euro pro Nacht gekostet. Die Enge war nicht nur auf das Hostel beschränkt, es war eben überall in der Stadt alles sehr dicht bebaut, mit europäischen Verhältnissen nicht zu vergleichen, erst recht nicht mit denen in USA oder Kanada. Kowloon (als Stadtteil von HKG) hat mit die dichteste Besiedlungsrate weltweit, was wirklich sehr eindrucksvoll ist. Wenn ich da an Leipzig mit seinem Leerstand denke, da liegen Welten dazwischen. Und das Wort Leerstand ist in HKG unbekannt, genauso wie Flaute am Bau.
Das beeindruckendste in HKG ist aber, dass sich in fast jedem Moment ein neuer genialer Blickwinkel auf Hochhauskulisse, Berghänge, Straßenwinkel oder andere spannende Details ergibt. Was, in welchem Tempo, mit welcher Rafinesse und vor allem Größe dort gebaut wird ist der absolute Wahnsinn. Ob es gefällt oder nicht ist erstmal sekundär, es ist in jedem Fall extraordinary (pronounce it american-like :-)). Genauso wie der Lärmpegel in der Stadt (speziell HKG-Island). Nicht vergleichbar mit anderen Groß- oder Hauptstädten. Das schöne ist aber, dass man in allerkürzester Zeit (und viel schneller als in Leipzig) auf die Berge laufen oder fahren kann und von einem Moment auf den nächsten beinahe Stille um sich herum hat. Spektakuläre tropische Wälder lassen einen die Nähe zur Stadt vergessen, da kann ich nur sagen: Ein Traum!

Allerdings gibt es neben der Enge weitere Nervfaktoren. Erstens sieht einerseits vieles total nobel und gepflegt aus und andererseits sehen die älteren Häuser recht schäbig aus, sind aber nichtsdestotrotz komplett bewohnt. Erkennbar daran, dass überall Wäsche aus den Fenstern hängt, was ein absolutes Markenzeichen ist. Insgesamt wird dennoch sehr auf Sauberkeit geachtet, also Dreck auf den Straßen findet man selten. Dazu gibt es, Zweitens, unendlich viele Leute die als Kehrpersonal, Wach- bzw. Sicherheitsperonal oder als "Doorman" (in fast jedem Haus sitzt ein "Aufpasser" im Hauseingang) unterwegs sind und einen nie unbeobachtet lassen. Zumindest fühlt man sich ständig beobachtet, denn selbst wenn Du an Läden (und HKG besteht nur aus Läden und Einkaufspassagen) oder diversen Speiselokalitäten vorbeikommst, wirst Du freundlich belächelt und spätesten bei einem kurzen Stop relativ deutlich hineingebettelt. Naja, nach 3 Tagen ignoriert man es einfach komplett, dann wird es wesentlich einfacher. Und da bin ich bei Drittens, dem Essen. Im Restaurant kein Ding, aber man isst ja billig und will die einheimische Kultur genießen und kennenlernen, geht also zum normalen "Chinesen". Wenn Du einmal drin bist ist kein Entkommen mehr, denn sofort bist Du mit Tee und eben meist mit chinesischer Speisekarte ausgestattet. Die Frage ob ein englisches Menu zur Verfügung steht, ist dann leider zu spät (und man bekommt den Tee quasi schon bevor man überhaupt Fragen kann, das ist das Problem :-)). Entweder es gibt eins, was einmal der Fall war, oder nicht. Dann heißt es Pech gehabt und essen was auf den Tisch kommt. Das ist aber meist essbar, auch wenn es gelegentlich gewöhnungsbedürftig aussieht.

Viertens, und das nervigste schlechthin, sind wie angekündigt die Busse! Die U-Bahn und die tolle Uralt-Doppelstocktram ist kein Problem, aber die Organisation der Busse ist 'ne Megakatastrophe. Es gibt mehrere Unternehmen, alle haben ihre eigenen Haltestellen, alle irgendwelche Linien, nur eben keinerlei Übersicht. Es gibt keinen Linienplan, einzig von der Touristeninformation ein Blatt mit den wichtigsten Linien und Angabe der wichtigsten Haltestellen, keine Hinweise wo nun genau welche Linien halten, vor allem aber dann im Bus keinerlei Ansage wo man sich befindet, wo gehalten wird oder wo die Endstation ist. Man hat sich also mit detailiertem Stadtplan seine Ziele auszusuchen und dann jede Linie mit dem eigenen Ziel zu vergleichen, um eventuell dann den richtigen Bus zu finden. Dessen Abfahrtshaltestelle hat man dann natürlich noch lange nicht gefunden. Einzig der Bus vom Flughafen in die Stadt und zurück ist unproblematisch (weil im Reiseführer erwähnt). Ohne Busse zahlt man aber leider viel mehr und ist natürlich auch viel unflexibler. Vor allem aber kommt man ohne nicht an die touristenfreien Orte. Jedenfalls war es für mich als Nahverkehrsfan eine echte Herausforderung. Keine Ahnung wie das andere Touristen oder die Einheimischen machen, aber vielleicht gibts noch 'nen mir unbekannten Trick. Da die Hauptlärmquelle dieser Stadt (neben Presslufthämmern) jedoch die Busse sind, denn die Straßen sind vollgestopft mit diesen Doppeldeckerbussen und Taxis, scheint mir die Effizienz eher mangelhaft (zumal die meisten doch eher dünn beestzt unterwegs waren) zu sein. But I don't care. Die Bezahlung ist hingegen kein Problem, wenn man vorher eine entsprechende aufladbare Karte ausleiht, ansonsten muss immer passendes Geld bereit gehalten werden.

Fakt ist: Die ersten zwei Tage ist man ganz schön damit beschäftigt sich einzugewöhnen, der Nervfaktor ist größer als der "Mögfaktor". Nach 5 Tagen sieht das aber schon anders aus, so war es zumindest bei mir. Dann überwiegt doch mehr und mehr die Faszination und man möchte eigentlich noch viel mehr sehen. Ich kann also nur den Rat geben für HKG mindestens eine komplette Woche einzuplanen (am besten zwei, denn die anderen Inseln bzw. die Umgebung sind traumhaft), oder es besser sein zu lassen. Auf die Schnelle ist HKG einfach nicht zu fassen und ich bin froh immerhin 5 Tage Zeit gehabt zu haben. Und ich habe mich definitiv nie gelangweilt, obwohl ich die 5 Tage allein unterwegs war! Ich werde auch definitiv noch einmal nach HKG müssen, denn das was der Stadt heute noch etwas fehlt, nämlich einladende Uferpromenaden, das wird in Zukunft sicher nachgeholt.


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